1.Platz – Göttinger DesignPreis 2015

the weaver – in Zusammenarbeit mit Nele Knierim, Dipl.-Textildesignerin

 

 

KONZEPT

Einfach und erlebbar – funktional und ergonomisch – spannend und ästhetisch. Grundsätze, denen unser Stuhlkonzept folgt und Grundsätze, die nahezu automatisch ein nachhaltiges Produkt entstehen lassen. Wenn man jetzt noch die Vorsätze modern ohne modisch und edel ohne teuer berücksichtigt ist auch ein langfristiger Erfolg am Markt möglich.

Einfach im besten Sinne ist das Konzept auf den ersten Blick. Design ist hier kein Selbstzweck. Die erlebbare Funktionalität erkennt man im Sitzen. Der durch die Sitzfläche bereits vorgespannte Rohrrahmen gibt entsprechend der Belastung leicht federnd nach und ermöglicht ergonomische Anpassung. Die starke Webstruktur von Draht und Filz schafft Spannung und verleiht dem Stuhl auch durch die freien Ränder einen leichten und ästhetischen Auftritt. Eine Anlehnung an die klassische Moderne ist gewollt ohne diese zu sehr zu strapazieren. Die Kupfer- und Messingoberflächen des Rohrrahmens wirken dabei edel ohne die Produktionskosten aus dem Auge zu verlieren.

GESTELL

Der Rohrrahmen aus 20 mm Stahlrohr kann mittels CNC- Rohrbiegetechnik aus einem Stück rationell gefertigt werden. Eine Stoßstelle, mittig am rückseitigen Fußbügel, wird mittels Innenhülse verbunden. Um den Einsatz eines dünnwandigen Rohres zu ermöglichen und somit Gewicht und Material zu sparen, werden an den besonders beanspruchten Bereichen, wie der oberen Biegung der Rückenlehne, vor dem Biegevorgang zusätzliche Innenrohrhülsen zur Verstärkung eingesetzt. Hiermit wird auch die Verformung des Gestells bei ungleichmäßiger Belastung (kippeln) eingeschränkt. Das Gestell erhält mittels galvanischem Verfahren eine Beschichtung aus Kupfer oder Messing. Zudem sind pulverbeschichtete Oberflächen möglich.

SITZFLÄCHE

Sitz und Lehne bestehen aus einem Mischgeflecht entsprechend den funktionalen Anforderungen. Ein längs verlaufender Schussfaden zum Beispiel aus 5 mm dicken Filzstreifen schafft eine weiche und haptisch ansprechende Polsterfläche. Ein quer angeordneter Kettfaden aus 1,5 mm Federstahldraht übernimmt den Lastabtrag auf den Rahmen und sorgt für eine ergonomische Anpassung der Sitz- und Rückenfläche in Abhängigkeit von der Belastung. Der stabile Draht sorgt zudem in Verbindung mit dem dicken Filz für die plastische Webstruktur, die der Fläche ihre Prägnanz verleiht.

 

 

FERTIGUNG

Die 2 Bauteile, Rahmen und Gestell, bieten 2 unterschiedliche Fertigungsansätze. Während der Rohrrahmen industriell und vollautomatisiert auf CNC Maschinen hergestellt werden kann, bietet das Sitzgeflecht die Möglichkeit handwerklich in Beschäftigungsprojekten oder Behinderten-werkstätten gefertigt zu werden. Einfache Webgestelle sowie die Beistellung der auf Länge vorkonfektionierten Drähte ermöglichen eine problemlose Herstellung der einteiligen Bespannung. Die Montage erfolgt durch Vorspannen des Rahmens und Einhängen der gebogenen Drahtenden in Bohrungen im Rahmenrohr.

 

 

UMWELTBILANZ

Die Umweltverträglichkeit eines Produkts wird durch die Lebensdauer und heute zunehmend auch durch die Recyclingfähigkeit bestimmt. Problematisch sind Verbund-/ Kompositwerkstoffe sowie nur ‚downcycling‘ fähige Kunststoffe. Der Stahl des Stuhls sowie die sortenreinen Woll- oder Polyesterfilze sind uneingeschränkt und nahezu verlustfrei mit vertretbarem Energieeinsatz in einem Materialkreislauf zu halten. Eine lange Lebensdauer und sogar eine Reparaturfähigkeit kann man bei der Konstruktion per se unterstellen.